Bei Kaiserwetter fuhr der Liederkranz letzten Samstag zur Stadtführung in die zweitälteste Stadt Deutschlands nach Augsburg. Im Jahr 15 v. Chr. hat der erste Römer seine Sandale auf dieses Fleckchen Erde gesetzt, und wir waren überwältigt von dem, was in den letzten 2000 Jahren in diesem Städtchen mit seinen ca. 45.000 Einwohnern so alles passiert ist.
Die größte Berühmtheit erlangte wohl die Familie Fugger.
Augsburg begeht dieses Jahr den 500. Todestag von Jakob Fugger (genannt „der Reiche“), der am 30. Dezember 1525 verstarb. Ein überragender Handelsherr, Bankier und Unternehmer der deutschen Frührenaissance, der mit seinen Krediten an Könige, Fürsten, Kardinäle und an den Papst europäische Geschichte mitgestaltet hat. Der Anfang von Globalisierung und Kapitalismus.
Er verdiente sein erstes Geld mit Krediten an die Weber, damals das meist verbreitete Handwerk in Augsburg und finanzierte den Einkauf der teuren Baumwolle vor. Bald war er auch am florierenden Gold- und Silberschmuck-Handwerk in Augsburg beteiligt. Diese Branche verdiente gut an der Prominenz von gekrönten Häuptern und Kirchenfürsten, die im Hause Fugger verkehrten.
Jakob Fugger war es aber auch, der die erste weltberühmte „Sozialsiedlung“ stiftete und erbauen ließ, die aus 70 Reihenhäusern mit 140 Wohnungen bestand und im Jahr 1521 an katholische, bedürftige Augsburger übergeben wurde. Die Miete betrug einen Reichsgulden pro Jahr. Dies entsprach dem Wochenlohn eines Handwerkers. Der zweite Teil der Miete war allerdings die Verpflichtung, 3 Gebete pro Tag für den Stifter und seine Familie zu entrichten. Wir konnten eine Wohnung im Originalzustand besichtigen. Für die damalige Zeit wohl sehr modern und großzügig.
Bemerkenswert ist, dass Nachfahren der Familie Fugger diese inzwischen ausgebaute und modernisierte Wohnsiedlung, gen. „Fuggerei“ ohne staatliche Zuschüsse betreiben.
Aktuell wohnen dort ca. 150 Personen für eine Jahresmiete in Höhe von 0,88 Euro plus Nebenkosten. Die Bedingungen für die Mieter sind nach wie vor: Katholischer, bedürftiger Augsburger Bürger und ja: auch die 3 Gebete pro Tag stehen noch auf der Liste.
So viel geballte Ladung Geschichte macht aber auch hungrig. Wie gut, dass unsere 2. Vorsitzende Christiane für uns Tische im Restaurant Zeughaus reserviert hatte. Das mit prächtigen Skulpturen geschmückte Zeughaus – früher das Waffenlager der Stadt – hat eine ganz wunderbare und selten intelligente Um-Nutzung in eine tolle Kneipe mit riesigem Biergarten erfahren. Wir haben mit Genuss davon profitiert und hoffen, dass das imposante Gebäude hiermit seine endgültige Bestimmung erreicht hat.
Es wird Augsburg nicht gerecht, nur über die Fuggers zu sprechen. Die Stadt steht auf der Liste des UNESCO Welterbes, und das Augsburger „Hohe Friedensfest“ wurde 2018 in das Verzeichnis des Immatriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Dieses Friedensfest feierte am 08. August diesen Jahres sein 375. Jubiläum.
Der Ursprung war das Ende des 30-jährigen Krieges (1648), und diese Katastrophe erzwang endlich die Versöhnung der beiden Konfessionen. Seit 1950 ist dieser Tag sogar ein gesetzlicher Stadt-Feiertag, der schon im Vorfeld mit Programm und Vorbereitungen startet. Große Töpfe mit Essen werden herangeschleppt, und jede und jeder wird daraus kostenlos bewirtet. Wo kann man sich friedlicher begegnen und kennenlernen als beim Essen? Ein schönes Beispiel zur Nachahmung…
Auch wenn einen die überwältigende Anzahl an Kunstwerken, Denkmälern, Kirchen und Fugger’schen Stiftungen auf engstem Raum in Augsburg gefangen nimmt, ist es diese besondere Geschichte des Friedensfestes vielleicht doch wert, hervorgehoben zu werden.
Es war ein toller Ausflug! Schwer zu toppen…


